Montag, 5. November 2012

Pico Hydro Turbine - Part Three

"Do It Your Self - Folge 231 - Trash Rack"

Jeder von euch wollte ja schon immermal seine eigene Wasserkraftanlage bauen - dessen bin ich mir sicher. Doch eins nach dem anderen! Bevor wir eine Turbine bauen können, brauchen wir ein so genanntes "Trash Rack". Bitte was??? Ein Träsch Räck??? Mhh wie erklär ich das nur...naja man könnte es auch "Schmutzauffangapparat" oder "Turbinensicherheitsvorrichtung" oder einfach nur "Rechen" nennen-wenn jemand immernoch nicht weiß wovon ich rede-dann schnell runterscrollen und das Bild anschauen ;)

Step One - Materialbesorgung
Also was brauchen wir alles um ein ordentliches Rechen zu bauen? Die Antwort lautet: Metall, Metall, Metall und nochmehr Metall und ein bisschen Rostschutzfarbe. Mhh das war ja gar nicht so schwer. Also weiter gehts...

Step Two - Materialverarbeitung
Der gekaufte 5,8m langen, 2,5cm breiten und 2,5mm dicken Flachstahl ("flat bars") muss zunächst erstmal auf die richtige Länge gekürzt werden. Also ran an die manuelle Metallsäge und 1,10m Stücke absägen. Benötigt werden 46 Stück! Die Mathematiker unter euch können ja nun ausrechnen wieviel Stück wir kauften und wer ganz große Langeweile hat kann auch noch die Kosten des ganzen Spaßes kalkulieren (Stückpreis 5,8m Metall für 3100CFA bei 1€=656CFA). Anschließend manuell, mit 80er und 200er Sandpapier, die gesägten Teile entrosten.
Anmerkung 1: Die Schritte Materialbesorgung, manuelles Sägen und Entrosten kann einen schonmal den ganzen Tag beschäftigen, zumindestens in Kamerun, weiß nicht wie das in Deutschland gelaufen wäre... und wie man vielleicht erkennt - dies ist eine sehr sehr monotone Beschäftigung - also versucht euch immer bei Laune zu halten. Ein MP3-Player kann da schon Wunder helfen, aber da genau neben unserer Werkstatt eine Art Kirche ist, welche stets uns mit lauter undefinierbarer "Musik" versorgt, wurde dieser Plan auch schnell zerstört.
Weiter geht es bei "Do It Your Self - Folge 231 - Trash Rack". Die gesägten flat bars, welche unbedingt die selbe Länge haben sollten, werden nun durchlöchert. Keine Angst wir sind hier nicht in einem Quentin-Tarantino-Film, sodass 2 Löcher pro flat bar reichen. Die Kunst der ganzen Sache ist es nun, die Löcher im gleichen Abstand zu produzieren. Eine Art Schablone sollte dabei das Problem lösen. Wenn alle flat bars gleichmäßig durchlöchert sind, kann man diese auf die 2 zugesägten, 88cm lange Gewindestangen ("threaded bar" für je 1500CFA) auffädeln und die Genauigkeit überprüfen und manuell mit einer Pfeile nachbessern.
Anmerkung 2: Auch diese recht simplen Schritte erfordern schon manchmal einen Arbeitstag. Es sei stets sichergestellt das die Materiallien zur Metallverarbeitung ausreichend und in guter Qualität zur Verfügung stehen. Besondere Achtsamkeit gilt hier für die Bohrer, denn mit einem minderwertig und selbst angespitzten Bohrer machen 92 Löcher einfach keinen Spaß. Auch sollte darauf geachtet werden das die Arbeiter im Umgang mit der Schablone geschult werden, da es sonst leicht zu Fehlern in der Anwendung kommen kann und man so 15 der Teile durch extremes manuelles pfeilen nachbessern muss.
Und weiter bei "Do It Your Self - Folge 231 - Trash Rack". Um den gewünschten Abstand von 16mm zu erreichen eignen sich hervorragend so genannte "cable clips" - also simple Halterung für Stromkabel etc. wie es sie hier überall zu kaufen gibt. Die Investition von 2000CFA für 200 Stück ist auch kein Verschwendung, denn Joseph ist ja immerhin auch Elektriker, wobei sich wohl jeder deutsche Elektriker hier die Haare ausreißen würde und schreiend davon rennen würde...naja das ist wieder ein anderes Thema. Wenn der Abstand überall gleich ist können nun Anfang und Ende mit einem Winkelstahl ("angle bar" für 1000CFA das Stück) verschweißt werden und die Halterung befestigt werden. Nun nur noch mit Anti-Rost-Farbe verschönern und getan wäre die Arbeit. Da fällt mir wieder eine Mathematikeraufgabe ein: gekauft wurde 1 Gallone Anti-Rost-Farbe für 10.000CFA - verbraucht wurde circa 1/3 der Farbe - wieviel Euro hab ich also für die verwendete Farbe ausgegeben und wieviel Liter waren das?
Anmerkung 3:  Der letzte und dritte Arbeitstag ging ziemlich reibungslos von statten, eigentlich verwunderlich für kamerunische Verhältnisse-wir hatten den ganzen Tag Strom, mussten nicht drauf achten wann wir das Schweißgerät verwenden können und auch sonst gab es keine Komplikationen. Am Ende des Tages lächelte uns das wunderschöne 3-Tages-Werk alias Rechen entgegen - geschafft!

Step Three - Feldtest
Der Rechen ist gebaut, die Farbe getrocknet, der optische Test bestanden. Was kann nun noch schief gehen? So einiges! Vielleicht hat sicher der angehende Ingenieur ja vermessen, verkalkuliert oder vielleicht geht etwas beim Transport mit dem Taxi kaputt oder gar verloren? Mhh aber leider muss ich euch, lieber Leser, enttäuschen - nix der Gleichen ist eingetreten. Alles hat gepasst, passgenau und mit einem Winkel von 70° sitzt das Rechen nun an Ort und Stelle und wartet auf seinen Einsatz :)









Was passiert als nächstes?
Auf den Bildern erkennt ihr den Rechen, das zugehörige Staubecken ("forebay") wird derzeit unter Aufsicht und Mitarbeit meinerseits ausgebaut und angepasst. Diese Woche wird noch das Großprojekt "Dammbau" angegangen, wir werden mal nach Douala fahren um nach Materialien für Turbine und nach einem Generator Ausschau zu halten und und und...it's going to be serious!

ps: laut meinen Rechnungen hat der Rechen nun circa 63€ gekostet - hat einer der Mathematiker unter euch ein Einwand gegen meine Rechnung? :) Apropose Geld, ein kleiner Wink mit dem Zaunsfahl darf hierbei nicht fehlen: http://kamerun2012.blogspot.de/2012/09/ein-kleines-anliegen.html ;)

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