Montag, 18. März 2013

7 Tage - 3 Highlights

Highlight No. 1 - Trade Fair :
Vorletzten Sonntag schlummerte ich noch im Jetlagdelirium, da erreichte mich eine Nachricht von Aaron, dass wir doch bitte meine Ankunft zelebrieren sollen. Ich raffte mich also auf, fuhr mit dem Taxi zu ihm und wir tauschten auf dem Balkon die Erlebnisse der letzten Monate aus. Dann kam ein Anruf: "Wo seid ihr? Heute ist letzter Tag vom Trade Fair!!!". 
Trade Fair? Was ist das? Hat das was mit Fair Trade zu tun? Was kann man da machen? Die Fragen kann man aber relativ schnell beantworten: Ein kamerunisches Volksfest - eine Mischung aus Rummel von vor 100 Jahren, Musikfestival, Open-air-bar und das alles mit dem gewissen kamerunischen Flair - Also nix Fair Trade, nagut das Bier vielleicht...
Abermals ging es also per Taxi zum Ort des Geschehen. Kaum aus dem Taxi ausgestiegen wird einem das Eintrittsticket entgegengestreckt und bereitwillig zahlt man die 200 CFA (0,30€). Keine 5 Meter später wird es auch schon wieder einem aus der Hand gerissen und man steigt über einen Berg von zerstörten Eintritttickets. Da bin ich also, umschlossen von hohen Mauern auf einem großen Platz, Kameruner so weit das Auge reicht, in der Mitte eine große Bühne, ringsum sitzen die Leute und genießen den lokalen Hopfenblütentee und am Rand erstrecken sich kleine Stände.
Primäres Ziel des Trade Fair ist - Geld ausgeben, um nicht zu sagen verschwenden. Dies kann man einerseits mittels einem einfachem Tauschgeschäft: Geld gegen Bier oder Geld gegen Nahrung oder Geld gegen Glücksspiel. Das Glücksspiel gibt dem ganzen eine Art Rummel-Flair. Wobei man sich hier keine Rummel mit hightech vorstellen sollte - eher lowtech. Da gibt es zum einen große Holzbretter (ca. 2m x 2m) mit kleinen voneinander abgegrenzten quadratischen Feldern drauf, kaum doppelt so groß wie eine 2€-Münze. Man wirft dann mit 100-CFA-Münzen auf ein Feld und hofft das man so sein Geld vermehren kann. Landet die Münze genau auf dem Feld, kann man je nach Feld, verdoppeln, verdreifachen bis hin zu verzehnfachen. Problem ist nur, das dies gar nicht mal so einfach ist, den schnell liegt die Münze nur halb drauf und man verliert seinen Einsatz. Andere Bretter haben nur Zahlen und man kann einen bestimmten Sachpreis gewinnen. Da dies aber nur Plastikeimer in verschiedenen Größen waren, verzichtete ich auf dieses Spiel. Beliebt ist auch Ringewerfen auf Bierflaschen oder ein selbstgebauter Flippermanuellmat (kein Flipperautomat) oder irgendwelche abzockerischen Kartenspiele. Ach hab ich schon erwähnte das die Meisten einfach nur da sitzen und Bier trinken? Naja wie dem auch sei, auf der zentralen Bühne gab es nebenbei immer kamerunische Livemusik vom Band mit Tänzern und so weiter. 
Alles in allem eine sehr lustige Angelegenheit - Volksfest halt ;)


Wir haben Nicole getroffen :)

Highlight No.2 - Kamerunische Hochzeit
Am Mittwoch wurde ich von Thompy zu einer traditionellen kamerunischen Hochzeit eingeladen. Losgehen sollte der ganze Spaß 15 Uhr. Die berühmte BMT (BlackManTime) sagt ja aber, dass man besser mit 2h Verspätung rechnen sollte. Also traf ich 17 Uhr dort ein. Das Haus war schön geschmückt. Im Garten davor waren mehrere Pavillion in U-Form aufgebaut und darunter Stühle mit Platz für bis zu 150 Leute und in der Mitte ein Tisch für das Essen und eine Couch für das Brautpaar. Leider waren zu meiner Ankunft nur ca. 1% der Plätze besetzt. Scheinbar kann man die BlackManTime auch auf 4h ausweiten. Zum Glück konnte ich die Wartezeit mit Gesprächen mit 4 deutschen Medizinstudentinnen überbrücken, welche zur Zeit ihre Farmulatur in Buea absolvieren und diese ebenso ein wenig zu früh von Thompy eingeladen wurden. 19 Uhr stieß dann noch Janis zu uns - er hatte alles richtig gemacht. Aber dann ging es auch los. Die Stühle füllten sich langsam und die Hochzeitsgesellschaft war bereit. 
Zur Hochzeit an sich ist zu sagen, dass dies der tradtitionelle Teil der Hochzeit war. Kirchlich wurde dann einen Tag später geheiratet. Das Besondere hierbei war, dass Thompy's Tante (die Braut) dem hießig ansäßigen Bakweri-Stamm angehört und sie einen Nigerianer geheiratet hat - will heißen der Bräutigam samt Familie haben einen weiten Weg auf sich genommen. Die Familie der Braut war somit klar in der Überzahl und das wirkte sich auch farblich auf die Hochzeitsgesellschaft aus. Denn in Kamerun gibt es dann immer einen Hochzeitsstoff, aus welchen sich die Teilhabenden dann Kleider, Hosen, Hemden etc. schneidern lassen. In diesem Fall war es ein gelb-oranger Stoff mit Muster. Thompy's Mutter war so freundlich und hatte Janis und mir auch extra ein Hemd geschneidert - so war ganz klar zu erkennen zu wem wir gehören. Der nigerianische Teil der Hochzeitsgesellschaft war ebenso tradtionell gekleidet. Das ganze war wirklich ein Leckerbissen für die Augen. Bilder illustieren dies wohl am Besten - folgen aber erst später.
Los ging das ganze dann mit einer Eröffnungsrede des Brautvaters und der Bruder des Bräutigam gab auch noch seinen Segen für die Veranstaltung und natürlich wurden noch Lobpreislieder gesungen. Bei den Bakweri ist es Brauch, die Gäste zunächst nahrungstechnisch zu versorgen. So schlugen wir uns erstmal die Mägen mit typisch kamerunischen Essen voll. Das Essen mag zwar gewöhnungsbedüftig sein, aber man passt sich ja an. Nach erfolgreichen vertilgen von Ndole, Quakoko, Plantains und whatever konnte man sich zurücklehnen und das Schauspiel beobachten. Bislang war noch kein Wippernschlag der Braut zu erblicken, sie wurde noch im Haus gehalten. Die engsten Familienmitglieder beider Parteien wurden nun ins Haus gebeten und handelten den Preis der Braut aus (was die Brautfamilie an den Bräutigam zahlt). Nach gefühlten 2h kamen sie dann raus, wobei ich keine Ahnung habe wieviel Ziegen oder Geld oder was auch immer sie ausgehandelt haben. Doch immernoch keine Braut in Sicht. Denn das Schauspiel ging in die zweite Runde. Nun versuchte die Familie der Braut ein bisschen Geld herauszuschlagen. Sie behaupteten die Braut ist noch nicht da, sie bräuchte Geld für das Taxi. Der Bruder des Bräutigam zahlte das Geld für das Taxi. Das ganze Spiel spitzte sich dann so zu das die Braut angeblich in London war und Geld für Flug, Visum und Hotel brauchte - sehr zur Erheiterung der gesamten Hochzeitsgesellschaft. Am Ende war all das Geld bezahlt. Doch immernoch keine Braut. Nun verlangte die Schwester der Braut, dass die Familie des Bräutigams die Braut erkennt. Denn immerhin leben viele hübsche Frauen auf diesem Hof. Zu erst wurde eine ca. 8 jährige geschickt, dann eine ältere Schwester, eine weitere Cousine und so weiter - ein weiteres sehr unterhaltsames Spiel. 
Doch dann endlich. Mit großen Getöse und Gesang kam die Braut aus dem Haus. Die ganze Hochzeitsgesellschaft stürmte zu ihr und es entstand ein rießen tanzender Pulg - Nigerianer tanzten mit Kamerunern und anders rum. Zuvor waren die Parteien noch getrennt von einander doch mit Erscheinen der Braut waren sie vereint. Es folgten weitere Lieder, mal kamerunische, mal nigerianische und immer wieder wurde getanzt, zwischen durch saßen wieder alle und so weiter. Am Anfang beobachteten wir das ganze Spektakel aus sicherer Entfernung. Doch wenn man schonmal da ist, muss man auch mit feiern. Als dann zwei weiße Jungs auf einmal mit getanzt haben, gab es kein Halten mehr - das war die Attraktion schlechthin. Der Preis der ganze Sache war, das wir am Ende mit gefühlt jedem ein Bild machen "durften" und uns auch leicht wie im Zoo gefühlt haben. Aber alles in allem war es ein sehr lustiger Abend. Und im Gegensatz zum Trade Fair hat man hier auch mal gesehn, dass Kameruner/Nigerianer auch gut ohne Alkohol feiern können.
Wenn ich bessere Bilder habe, werde ich diese aktualisieren.

eingekleidet im offiziellen Hochzeitsstoff

Braut und Bräutigam und ein Teil der nigerianischen Hochzeitsgesellschaft



Highlight No.3 - BalaBala oder auch kamerunisches Wrestling
Gestern war ich dann zum ersten mal wieder am Strand in Limbe. Wobei ich das diesmal eher als Babysitten anstatt Mini-Strandurlaub bezeichnen würde. Aber das ist eine andere Geschichte. Zurück in Buea war es Zeit für "BalaBala". Ein Großereignis in Buea. Ein Kampf zwischen den Dörfern (Stadtteile sind hier "villages"). Ich fuhr als nach Bakweri Town und traf mich mit Thompy. Am Straßenrand erblicke ich schon die Menschenmenge. Wir kämpften uns durch die Massen um bessere Sicht zu erlangen. In der Mitte war auf 4 mal 4 Metern Sand aufgeschüttet und ringsum standen die Zuschauer - mindestens 500! An jeder Ecke des Feldes präsentierte sich ein Dorf - mit den potentiellen Kämpfer, unterstützendem Chor, Trainern und so weiter. Es kämpften Bakweri Town, Bokova, Bokwango und whatever gegeneinander. Gekämpft wird in verschiedenen Alters- und Gewichtsklassen. Wenn jemand kämpfen will dann geht er zum gegnerischen Dorf und fordert dort jemanden heraus, sobald jemand zusagt wird dies dem Kampfgericht gemeldet. Das Kampfgericht notiert dann auch gewissenhaft jedes Ergebniss, sodass am Ende ein Dorf als Gewinner dasteht. So gab es Kämpfe am laufenden Band. Bei den Erwachsenen  wurde besonders gejubelt und mitgefiebert. Eine Menge Emotionen lagen in der Luft. 
Zum eigentlichen Wrestling ist zu sagen, dass es sich nicht um Wrestling im amerikanischen Stil handelt, sondern es ist eher eine Art Ringen. Ziel ist es den Gegner auf den Boden zu befördern, sodass Bauch oder Rücken nur so von gelben Sandstaub erleuchten. Verboten ist kratzen, schlagen, beißen und jegliche Waffen - also alles in allem sehr human. Wie dem auch sei - Bilder illustrieren dies wohl wieder am Besten.



 

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